Aufbau einer Fachgruppe „Digitale Barrierefreiheit von Anfang an“
Problemlage
Die Bundesrepublik hat schwere Defizite in der Digitalisierung, besonders in der Verwaltung und in der Bildung. Dies zieht gewaltige Lücken in digitaler Teilhabe und Barrierefreiheit nach sich. Öffentliche und privatwirtschaftliche Digitalangebote sind gleichermaßen betroffen.
Die Ursachen dafür sind mangelndes Bewusstsein und Interesse. Menschen mit Behinderung haben keine wirksame Lobby, die Veränderungen durchsetzt. Es fehlt an Wissen über barrierefreie Gestaltung, auch über die Vorteile für Menschen ohne Behinderung. Und schließlich gibt es keine Tradition, Betroffene in die Entwicklung von Digitalangeboten einzubeziehen.
Dadurch sind öffentliche und private digitale Angebote, zum Beispiel Nachrichten, Unterhaltung oder Weiterbildung, für eine große Anzahl Menschen gar nicht oder nur erschwert zugänglich.
Barrierefreiheit wird bislang häufig als nachträglicher Anbau realisiert: Ein Angebot mit Barriere erhält eine Zusammenfassung in Leichter Sprache, oder einen Alternativtext. Für Aktualisierungen geschieht dies nur verzögert, wenn überhaupt. Diese Situation ist mit einem wachsenden gesellschaftlichen Bewusstsein nicht mehr hinnehmbar. Durch die BITV 2.0 oder das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz besteht in vielen Fällen auch die Pflicht zu barrierefreien Angeboten von Anfang an.
Vom Bedarf, digitale Inhalte barrierefrei bereitzustellen, sind fast alle Anbieter*innen betroffen, vom Heimwerker-Blog bis zum politischen Nachrichten-Portal. Die Lösung liegt im „Design für alle“, auch „Universal Design“ genannt. Dies kann sinnvoll nur als „User Centered Design“ geschehen, also unter Einbezug von Menschen mit Behinderung von Anfang an. Nicht zum Prüfen der Gestaltungsideen Nicht-Betroffener, wie dies in Prüfgruppen geschieht, sondern als Gleichberechtigte bei der Entwicklung. Die derzeitige Situation zeigt, dass sich barrierefreie Angebote ohne diesen Einbezug nicht im erforderlichen Maß entwickeln.

Inhalt und Ziele
Im Projekt Digitale Barrierefreiheit von Anfang an wollen wir eine innovative Fachgruppe aufbauen, in der Menschen mit Lernschwierigkeiten ihre durch vielfältige Behinderungserfahrungen gewachsene Expertise einbringen. Ähnlich einer Prüfgruppe für Leichte Sprache wird die Gruppe die Entwicklung von digitalen Lern- und Informationsangeboten begleiten. Doch anstatt lediglich Ergebnisse zu prüfen, soll unsere Fachgruppe fortlaufend an Entstehungsprozessen beteiligt und daher in der Lage sein, auch komplexeren digitalen Angeboten zur Barrierefreiheit zu verhelfen.
Von der Arbeit der Fachgruppe und des Gesamt-Projekts sollen eine Vielzahl weiterer Personen profitieren. Zum einen fungieren die Fachgruppen-Mitglieder als Multiplikator*innen der Verbreitung der Barrierefreiheit innerhalb ihrer Peer-Group. Zum anderen erwarten wir eine Signalwirkung an öffentliche und private Unternehmen, digitale Konzepte von Anfang an barrierefrei zu denken. Somit soll das Projekt zu einer inklusiveren Gesellschaft verhelfen.
Projekt-Zeitraum
Das Projekt läuft von August 2023 bis Juli 2026.
Förderhinweis
Aktion Mensch fördert das Projekt vom 01.08.2023 bis 31.07.2026.
Die Landesdirektion Sachsen fördert das Projekt vom 01.08.2023 bis 31.07.2025.


Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.